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Liebe Fahrradfreunde,

ganz im Westen Europas liegt Pontevedra, eine spanische Stadt mit mittelalterlichem Zentrum, ein beliebtes Ziel für Touristen. Aus der ganzen Welt reisen Planer dorthin, die Stadt hat mehrere Preise gewonnen. Das ist vor allem das Verdienst des Bürgermeisters. Ihm ist etwas gelungen, was derzeit viele Städte anstreben: Er hat die Straßen weitgehend den Fußgängern überlassen. „Hier fuhren täglich bis zu 14.000 Autos. Die Altstadt war ein einziges Chaos“, erzählt er.

1999 begann die Umgestaltung: Autos raus, aus Parkplätzen wurden Flaniermeilen. Fußgänger und Radfahrer haben seitdem Vorrang. Rund um die Innenstadt gibt es etwa 15.000 Parkplätze, die meisten sind kostenlos. In der gesamten Innenstadt gilt Tempo 30. Es darf nicht sein, dass ein privates Ding wie das Auto den öffentlichen Raum besetzt, dass es die Menschen daran hindert, ihre Straßen zu benutzen. Schön wärs auch für Schwerin!

Euer Team vom Radentscheid Schwerin

Auf einen Blick

Wieder Mahnwache gegen die Aufschiebung der Klimaziele

Ein Beschluss von 2020 sah die Klimaneutralität Schwerins bis 2035 vor. Die Stadtvertretung hat heute, am 10. November 2025, über zwei Anträge abgestimmt. Der eine wollte eine Verschiebung auf 2045, der andere eine komplette Aufhebung dieser Klimaziele erreichen. Wir wollten, dass beide Anträge abgelehnt werden!

Es war eine hitzige, teils engagierte, teils aber auch heuchlerische Diskussion. Statt 2035 soll Schwerin nun erst 2045 klimaneutral werden, statt in 10 nun erst in 20 Jahren. Warum? Weil es nicht eilig ist? Weil sich dann andere darum kümmern müssen? Weil es bequemer ist, wenn man nichts entscheiden muss? Das schaffe "mehr Akzeptanz", heißt es im Antrag.


Dieses Desinteresse am Klimaschutz kommt nicht von ungefähr. Wir werden seit Jahren aufgefordert, alles zu unserem Vorteil zu unternehmen. Wir sollen überall aufpassen, stets das Optimum für uns rauszuholen. Das Versprechen, der Klimawandel wird uns schon nichts abverlangen, rächt sich jetzt ebenfalls. Müdigkeit macht sich breit, auch ein Gefühl der Vergeblichkeit.

In Umfragen sind aber viele Menschen bereit, mehr für den Klimaschutz zu tun. Weil sie auch ahnen, dass verdrängen, verschieben, ignorieren noch nie ein Problem gelöst hat. Die Gegner argumentieren, dass Deutschland nur zwei Prozent zur globalen Erwärmung beiträgt. Aber da Deutschland nur ein Prozent der Weltbevölkerung stellt, ist das ein äußerst beschämendes Argument. Ganz abgesehen von der Vorbildwirkung, die ein reiches Land wie Deutschland hat.

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Mahnwache am 10. November auf dem Marktplatz vor und während der Stadtvertretersitzung

Rote Laterne für Schwerin

Die Deutsche Umwelthilfe hat Schwerin gerade die Rote Laterne überreicht. In keiner anderen Stadt in MV wird das Gehwegparken in diesem Ausmaß toleriert wie in der eben zum Welterbe gekürten Landeshauptstadt. Erst bei weniger als 1,20 Meter wird (laut Aussage der Stadt) geahndet. Wer Schwerin kennt, muss selbst das anzweifeln. Die vorgeschriebene Gehwegbreite beträgt übrigens 2,50 Meter.

Warum darf man Gehwege überhaupt zuparken? Das muss endlich aufhören, wir fordern mehr Platz für Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV und damit für Menschen, die sich klimafreundlich bewegen. Zwei Drittel aller Wege in Schwerin werden im sogenannten Umweltverbund zurückgelegt - also zu Fuß, mit Rad, Bus oder Bahn. Der Kfz-Anteil macht nur noch ein Drittel aus. Aber an der Flächenverteilung in der Stadt ändert sich nichts!

Wie in der Sandstraße sieht es an vielen Stellen aus. Dazu kommt das häufig sogar erlaubte Gehwegparken oder viele Gehwege, die die vorgeschriebene Breite gar nicht einhalten. Fußgänger und Radfahrer sind absolut benachteiligt. Weniger zugeparkte Wege und damit mehr Platz für nachhaltige Mobilität wären auch ein Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele - und sie kosten fast nichts!

Sofort wird die Frage gestellt: Wo sollen die ganzen Autos denn hin? Das ist aber gar nicht die Verantwortung der Stadt, Autos sind privates Eigentum! Wenn sich Menschen zum Kauf entscheiden, sollen sie auch für den Platz selbst sorgen. Wenn sich jemand ein Boot oder eine Hollywoodschaukel kauft, stellt er das doch auch nicht auf die Straße. Wir haben uns so sehr an diese paradoxe Situation gewöhnt, dass selbst Menschen ohne Auto die oben genannte Frage stellen? Krass, oder?

Können wir was tun?

Ja, der VCD hat gerade eine Initiative gestartet. An der Aktion "Freie Gehwege" können wir uns alle noch bis zum 5. Dezember beteiligen. Über ein Online-Formular kannst Du Ort und Straße des betreffenden Gehwegs eingeben, wo parkende Autos regelmäßig das Durchkommen für Fußgänger erschweren. Damit andere die Hinweise besser nachvollziehen können, ist ein Foto des Straßenabschnitts sehr hilfreich, aber nicht notwendig. Macht also mit, sonst ändert sich auch nichts!

In der Sandstraße in Schwerin bietet sich fast täglich so ein Bild - vom Ordnungsdienst keine Spur

Webinar zum Abfräsen von Kopfsteinpflaster

2020 begann in Eichwalde ein gefördertes Projekt mit dem Ziel, Pflasterflächen abzuschleifen. Es wurden etliche Versuche mit verschiedenen Anbietern gemacht, die alle nicht gelangen. Christoph Kollert, der Leiter des Projekts in Kooperation mit dem NUDAFA-Reallabor, war nach vier Jahren bereit aufzugeben. Und dann gab es den zufälligen Kontakt zur Firma Fräsdienst Feind.

Die Firma aus Lübben haben wir Euch schon einmal vorgestellt. Sie hat zusammen mit der Firma Wirtgen aus NRW die Fräsmaschine entwickelt. Die ist mit 780 PS und einem Gewicht von 27 Tonnen ein echtes Schwergewicht. Derzeit ist dieser Prototyp die einzige Maschine, 2027 soll sie voraussichtlich in Serie gehen. In einem Webinar haben sowohl Christoph Kollert als auch Eric Feind die Methode und die Erfahrungen vorgestellt, eingeladen dazu hatte die AGFK MV.

Die Vorteile sind überzeugend: es wird im Vergleich zu einer alphaltierten Straße keine zusätzliche Regenwasserversickerung neben der Straße gebraucht. Dazu kommen die sehr kurze „Bauzeit“ von wenigen Tagen und die vergleichsweise geringen Kosten von etwa 80-200 Euro je Quadratmeter Straße. Der Denkmalschutz reagiert mal begeistert, mal ablehnend - da kommt es wohl sehr auf die persönliche Befindlichkeit an. Die Verkehrsverwaltung in Schwerin hat Interesse an einer Begehung mit der Firma Feind signalisiert. Da will man schauen, welche Straßen in Betracht kommen für das Verfahren. Wir hoffen sehr auf ein Einsehen der Denkmalpflege mit den leidgeprüften Radfahrern!
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In der Berliner Lynarstraße wurde das Kopfsteinpflaster abgefräst (Foto Fräsdienst Feind)

Aktionen & Termine

18.11.2025 Di 17 Uhr Radentscheid-Treffen im Stadthaus
03.12.2025 Mi 16:30 Uhr Fahrradforum im Stadthaus, Raum 6.070 (Aufzug D)
09.12.2025 Di 17 Uhr Radentscheid-Treffen im Stadthaus

Alle Termine findest Du immer aktuell auf unserer Internetseite.
Falls Du Anregungen, Wünsche oder einfach nur ein freundliches Feedback für uns hast, dann schreibe uns gern eine E-Mail! Gern begrüßen wir Dich auch zu einem unserer Treffen!

Einfach und sicher durch die Stadt! Gemeinsam für ein fahrradfreundliches Schwerin!  
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19061 Schwerin

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