ADFC Schwerin - Newsletter 10-2024

Mobilität der Zukunft

Der Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten spricht im Interview über die Zukunft der Mobilität, über sich verändernde Standortfaktoren und warum das Fahrrad auch bei Unternehmen eine wichtigere Rolle einnehmen wird.

In Deutschland sind heute rund 60 Prozent des öffentlichen Raums als Straßen und Parkplätze dem Auto gewidmet. Allerdings verändern sich die Standortfaktoren in Städten dramatisch. Eine Wohn- oder Gewerbeimmobilie ist nicht mehr deshalb attraktiv, weil ein Parkplatz vor der Tür ist. Entscheidend sind ein sicheres und gesundes Umfeld sowie Lebensqualität. Erste Städte haben dies bereits verstanden und verändern sich. Die größten Potenziale für die Verkehrswende liegen im Fahrrad. Alle Städte wollen den Radverkehrsanteil steigern. Menschen fahren dann Rad, wenn sie sichere Wege vorfinden. Sie tun das nicht in erster Linie aus Umweltschutzgründen, sondern weil das Fahrrad das schnellste und flexibelste Verkehrsmittel in der Stadt ist.

Durch neue EU-Gesetzgebungen müssen Firmen zukünftig nachweisen, wie sie die Mobilität ihrer Mitarbeiter gestalten. Sie stehen also stärker unter Druck, deshalb werden Job- oder Diensträder und Mobilitätsbudgets immer wichtiger. Genau aus diesem Grund müssen Kommunen ihre Radinfrastruktur verbessern. Um die nachhaltige Mobilität zu fördern, haben Kommunen durch die Reform des StVG mehr Handlungsspielraum. Beispielsweise können nun Radspuren aus städtebaulichen Gründen eingerichtet werden, Parkplätze lassen sich zu grünen Aufenthaltsräumen umwidmen.

Andere europäische Länder gehen bei der Verkehrswende voran. Deutschlands Verharren im Autoland ist problematisch für die Zukunft. Die Wettbewerbsfähigkeit sinkt dramatisch und der Rückstand wird größer. Auch deshalb sollten Kommunen die Chancen nutzen, die in der Reform des Straßenverkehrsrechts stecken. Überall dort, wo eine Autospur weggenommen wird, stellen wir fest, dass es eben keine Staus gibt, sondern dass sich die Menschen sehr schnell umstellen und realisieren, dass viel mehr Mobilitätsformen zur Verfügung stehen als nur das Auto.

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